half dimensional poems (halbdimensionale Gedichte) 2009 – 2011

Video-Instal­la­tion mit Live-Performance-Lesung.

In 2011 wurde eine Power-Point-Präsen­ta­tion des Gedicht-Layouts produ­ziert – außerdem eine DVD (36:08 Minuten) für Projek­tion mit Ton. Trailer: half dimen­sional poems Nr.15, 1:25 Minuten.

Bei der Première im Düssel­dorfer Kunst­pa­last am 24.2.2011 spielte Ury die Video-Instal­la­tion ein und las dazu – nicht-synchron – den Text. 

Eine Doku­men­ta­tion (39:45 Minuten) von half dimen­sional poems (halb­di­men­sio­nale Gedichte), präsen­tiert im Düssel­dorfer Museum Kunst Palast 24.2.2011, wurde (6.2011) von Sukyun Yang & Insook Ju, gefilmt, geschnitten und produ­ziert (Trailer 7:48 Minuten).

Eine Doku­men­ta­tion (8.21 Minuten) von half dimen­sional poems (halb­di­men­sio­nale Gedichte), präsen­tiert im Düssel­dorfer Museum Kunst Palast 24.2.2011 und on a mat appear – Laut­quä­lerei, impro­vi­sierte Gedichte, 12.3.2011, in WP8 Düssel­dorf (D), wurde von Maxi­mi­lian Hoffs, gefilmt, geschnitten und produziert.

Diese unor­tho­doxen Gedichte sind eine Kompi­la­tion von Wörtern, Gedanken, die routi­ne­mäßig durch den Sinn ziehen, norma­ler­weise verworfen, vergessen – ein unbe­wusster Strom, nunmehr aufge­zeichnet; der Klang von Wörtern, neu inter­pre­tierte Onomatopoiesis/​Lautmalerei, von dekon­stru­ierter Bedeu­tung; gele­sene und verle­sene, gehörte, verhörte und uner­hörte Ausdrücke gedank­liche Verspre­cher, Wort­spiele, sich selbst verfas­sende Gedichte; alles zusam­men­ge­setzt um einen weiteren Sinn als Bedeu­tung ahnen zu lassen.

Und was ist mit den unbe­wussten Bedeu­tungen, die defi­ni­ti­ons­gemäß nicht bewusst beab­sich­tigt sind? Ich denke tatsäch­lich mit der Feder, sagte Witt­gen­stein einmal, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.’“

Ludwig Witt­gen­stein, Vermischte Bemer­kungen“, in: ders., Werk­aus­gabe in acht Bänden, Bd. 8, Frank­furt am Main 1984, S. 473, zitiert nach Terry Eagleton
Der Sinn des Lebens, 2007, S.71 – 72 List-Taschen­buch, Ullstein Verlag
ISBN 978 – 3548 — 60943 – 0

Tanya Ury begann die zwei­spra­chigen halb­di­men­sio­nalen Gedichte zuerst an Weih­nachten 2009. Diese Samm­lung von Einzei­lern wurde 2010 fort­ge­setzt, während einer Zeit des Zusam­men­bruchs – der Entde­ckung und Behand­lung von Brust­krebs, des Verlie­bens, Entlie­bens und erneuter Zusam­men­bruch. Die acht­und­zwanzig Gedichte wurden nach Verlauf eines Jahres, zu Neujahr 2011 abgeschlossen.

Irgendein Versehen in einem Satz wirft plötz­lich ein Licht auf uns selbst, indem es ein Wort durch ein anderes ersetzt und aus diesem fatalen Wort heraus steigt die Poesie auf und verbreitet ihren Duft. Solche Worte sind eine Gefahr für die prak­ti­sche Verständ­lich­keit der Rede. So ist es auch mit bestimmten Hand­lungen im Leben. Die Fehler – die Tatsa­chen geworden sind – lassen manchmal die Poesie entstehen. Wie schön diese Taten aber auch sind, sie bilden nicht weniger eine Gefahr.“

S. 60, Wunder der Rose, Jean Genet 1951, Merlin Verlag 2000,
ISBN 3926112972

Ein Beispiel für dieses Phänomen kann in Genets Text gefunden werden:

Darling ist bloß ein Schwindler (‚ein hinrei­sender Schwindler,’ wie ihn
Divine nennt), und er muss einer bleiben, um die Erschei­nung eines Felsens,
der blind durch meine Geschichte geht, zu erhalten (Ich lies das d in blind
weg, ich schrieb ‚’blin’’).* Die Wörter in kursiv erscheinen nicht in der revi­dierten Edition. (Notiz des Übersetzers)

S. 26 von Jean-Paul Sartres Einfüh­rung zu Our Lady of the Flowers“
(Notre-Dame-des-Fleurs), Jean Genet 1951, Granada Publi­shing 1973
586 020392
(Über­set­zung Tanya Ury & Amin Farzanefar)

Im Stil und Absicht sind diese Gedicht­reihen konkrete Poesie“, eine Kollek­tion aus durch­ein­ander gewor­fenen, abstrakten Gedanken, die alle zusammen, Alltag und Gemüt der Künst­lerin reflek­tieren. Es ist hervor­zu­heben, dass diese Poesie impro­vi­siert ist und in einer Art Écri­ture Auto­ma­tique“ sofort nieder­ge­schrieben wurde.

Tanya Urys geschrie­bene Poesie könnte man als konkret“ bezeichnen: wegen des visu­ellen Design beim Betrachten und wegen des unkon­ven­tio­nellen Klangs beim Aufsagen derselben – die Texte gewinnen dadurch Dimen­sionen jenseits der gängigen Wort-Bedeutung.

Auch andere Kunst­ar­beiten Urys lassen sich als visu­elle Poesie“ verstehen. Moving Message 1992, beinhaltet ein LED-Display mit den Wörtern: you are why; Sonata in Sea 1999 – 2000 ist eine Photo­serie kombi­niert mit Poesie und wrest­le­wi­th­y­ou­rangel 2001 ist ein Neon­leucht­zei­chen, das zusammen mit dem Neon­zei­chen neonazi 2001 ange­fer­tigt wurde; der Titel eines Photo-Doppel-Porträts lesser is me more or less 2003 spielt auf den Namen von Lesser Ury an, den deut­schen Post-Impres­sio­nisten, sowie auf den Titel eines weiteres Doppel-Porträts or else 2007, der auf die deut­sche Autorin Else Ury deutet. Der Titel eines dritten Porträt-Photos Beel­ze­bu­larin 2005 (in der Serie Promised Land) entschlüs­selt sich als Anagram des bibli­schen Bezalel Ben Uri“. half dimen­sional – semi detached 2010 schließ­lich kombi­niert das erste der half dimen­sional poems mit der Photo­gra­phie semi detached.


concrete – Eine Werkserie (Beinhaltet Gedichtreihen)



Präsen­ta­tion

2010 (10.7) semi detached – half dimen­sional poems, Plat­ten­cover-Design von Ury (19892010), Grup­pen­aus­stel­lung: kjubh KUNSTVEREIN, ZEHN JAHRE, mit Musik von popno­name, 19 Uhr, im Kabi­nett des Kölni­schen Kunst­ver­eins, Hahnen Strasse 6 (D)
2011 (24.2) Tanya Ury präsen­tierte die halb dimen­sio­nale Gedichte als Video-Projek­tion mit Live-Perfor­mance (paral­lele jedoch nicht-synchrone Lesung), 19 Uhr, während der Grossen Kunst­aus­stel­lung NRW“ (im Rahmen der jüdi­schen Kultur­tage“) im Donner­hall, Düssel­dorfer Museum Kunst Palast, Kultur­zen­trum Ehrenhof, präsen­tieren (D)
DIE_GROSSE_Kunstausstellung_NRW_Duesseldorf.pdf

Infor­ma­tion

Gedichte, Design & Aufnahme Tanya Ury
Video Edit Mirco Sanftleben
Lektorat Amin Farzanefar

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