Taking on the Mantle

Diavor­trag (61 Dias) auf Englisch

Die Engländer, mit ihrer frem­den­feindlichen Kriegspolitik, haben alle männlich-deutschen Flüchtlinge interniert – Konzen­tra­tionslagern sind eine britische Erfindung, zurück­datierend bis zu den Burenkriegen im neun­zehnten Jahrhun­dert. Jüdische Flüchtlinge wurden oft zusammen mit Nazis einges­perrt; die Briten konnte den subtilen“ Unter­schied zwis­chen deutschen Tätern und ihren Opfer nicht erkennen. Mitglieder meiner Familie, die aus Deutsch­land nach England flüchten konnten, wurden in Internierungslagern in aller Welt zerstreut, so wie die Insel Man, Australien und Kanada, wo mein Vater gelandet ist. Dort erhielt er eine US-Armee-Uniform. Er trug diese Tarn­jacke in Ulm nach dem Krieg, während er nach seinem Mutter gesucht hat, als sich ihm eine Frau auf die Straße nährte, die seine Familie in der Vorkriegszeit gekannt hatte. Sie schlug ihre Hände vors Gesicht, und rief mit einem Ausdruck des Erstaunens: Wenn Deine Mutter Dich jetzt in der Fein­duni­form sehen könnte, würde sie sich im Grab umdrehen.“
Und so werden Geschichten erzählt und persön­liche Mytholo­gien erschaffen. Als Teenager adop­tierte ich diese Jacke. 1968 lief der Viet­namkrieg und perverser weise wurden Arbeit­sanzüge und Armeek­lei­dung hoch modisch. Das Symbol der Frei­heit, das diese Jacke für mein Vater bedeutete, wurde später zum populären Zeichen der Unter­druckung; trotzdem, war es unwahrschein­lich cool“, eine zu besitzen oder zu tragen. Warum haben wir diese Ethik der Mode nicht hinterfragt?“

Auss­chnitt aus Taking on the Mantle, Tanya Ury 1999 

Tanya Ury verwendet Ton, Text und Bild in ihren Projekten. Statt einer Theorie von Form und Inhalt des Kunst­werkes, steht hier die Inten­tion der eine Künst­lerin im Förder­grund. Die Künst­lerin konzip­iert sich als Medium — Vermit­t­lerin zwis­chen Leben und Kunst. Ihre Konzepte sind immer mit großer Effek­tiv­ität ausge­druckt, in ihrer freien Hand­habung von Ressourcen und Möglichkeiten: in form von Photogra­phie, mit Text, Video, mit Ton und Instal­la­tion, in Form von Audiokas­sette, Neonze­ichen, oder Erzäh­lungen. Die Quellen und Wurzeln ihrer Geschichten sind mit katas­trophis­chen historischen Ereignissen verknüpft. Geschichte ist nicht nur etwas, das in der Vergan­gen­heit passiert ist. Urys Text Tran­scending the Ladder ist Teil einer Serie, mit anderen Inves­ti­ga­tionen, wie etwa Taking on the Mantle 1999 (1) Die Gehängten/​Hung Up 1999 (2) und Building Bridges 2001 (3), die, wie die Auswahl der Bilder in ihrem Text zeigen, dass die bei der Recherché etablierten Fakten die Kondi­tionen für eine Fiktion bilden, die ein Kunst­werk ist.“

Doris Frohnapfel 20021 (Über­set­zung Tanya Ury & Amin Farzanefar)

1 From Work to Word“, Heraus­ge­berin Doris Frohnapfel, Korridor Verlag ISBN 3980435482 (D)



Präsen­ta­tion

2000 (26.9.) Diavor­trag, Inter­na­tionale Fraue­nuni­ver­sität Hannover (D)


Publika­tionen & Presse


Künstler Schriften und Publikationen

1999 Artikel im AufBrüche — Kulturelle Produk­tionen von Migran­tinnen, Schwarzen und jüdis­chen Frauen in Deutsch­land” veröf­fentlicht, Ulrike Helmer Verlag ISBN 3897410427 (D)

Scroll to Top