Vortrag/Paper (auf Englisch)
Mit der Zerstörung des Kölner Archivs stürzten tausend Jahre deutsche Geschichte in den Regen und Schlamm. Darunter befand sich auch das Erbe meiner jüdischen Familie, das in der Vergangenheit durch das Nazi-Régime ausgeschlossen worden war – denn trotz Verfolgungen und Exil hatte meine Familie das Glück, zusätzlich zur mündlichen Überlieferung auch Archivmaterial zu besitzen.
Obwohl viele meiner literarischen und künstlerischen Arbeiten, vor und nach dem Vorfall des Kölnischen Archivs in Deutschland, mit Familiengeschichte zu tun hatten oder ihr gewidmet waren, fing ich in 2009 – direkt nach der Einsturz des Kölner Archivs – an, eine Serie mit dem Titel Archiv zu entwickeln. Personal Affects – Going into the Archive (Bestandsaufnahme – Das Archiv Betreten) ist ein Vortrag/Paper über Teile dieser Arbeit, vor allem aber über die Geschichte des Nachlasses, den meine Geschwister und ich 1998 dem Archiv übergeben hatten, nach den Tod meiner Mutter in London.
Eberhard Illner, der bis 2008 für den Bereich Sammlungen, Fotografie und Nachlässe im Historischen Archiv der Stadt Köln verantwortlich war, hatte Interesse gezeigt, unseren Nachlass zu sammeln, weil meine britisch-deutsch-jüdische Familie vor und nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland kulturell aktiv gewesen war. Illner, seit 2008 Leiter des Historischen Zentrums in Wuppertal, spricht in einem deutschen Radiointerview, gesendet im Januar 2015, über unseren Nachlass:
Man muss sich ja klarmachen, dass in Deutschland selber aus dieser Zeit kaum etwas überliefert ist, so dass das gestorbene, unterdrückte Kulturleben Deutschlands eigentlich nur rekonstruierbar war oder ist über die Exilkulturschaffenden, die ausgewandert sind, nur dort wird man authentisches Material finden.1
Und hier ein Zitat aus Kölnisch Wasser, einer Video-Performance von mir aus 1993:
How came it to pass
that I lost you?
Once lost
will I ever find you again?
regain
the unconscious?2
1 Arbeiten am Archiv – Die Künstlerin Tanya Ury Von Astrid Nettling, DEUTSCHLANDFUNK – Köln Sendung: Freitag, 23. Januar 2015, 20.10 – 21.00 Uhr
www.deutschlandfunk.de…
2 Ein Zitat aus dem Performance-Video Kölnisch Wasser von Tanya Ury 1993, „Wie kam es, dass ich Dich verlor? Einmal verloren, werde ich Dich wieder finden? Das Unbewusste wieder erlangen?“ (Übersetzung Tanya Ury & Amin Farzanefar)
Präsentation
Festivals usw
2015 (29.4) Tanya Urys Power-Point-Präsentation: Personal Affects – Going into the Archive (Bestandsaufnahme) über das Archiv, mit Ausschnitten aus den Videos Fury und archive burn out, 17:00 – 18:30 Uhr, mit einer Diskussion, erfolgt auf Einladung von Prof. Dr. Dora Osborne, an der Edinburgh University (Princess Dashkova Centre, 14 Buccleuch Place, University of Edinburgh EH8 9LN, Edinburgh) (GB)
2016 (1.9) Tanya Ury präsentiert Personal Affects – Going into the Archive (Bestandsaufnahme – Das Archiv betreten) via Power-Point‑, Donnerstag 1. September, 17:00 – 18.30 Uhr, „Kamienica Pod Aniolami” Konferenzraum, auf der 8. Internationalen Bet Debora Tagung (1 – 4.9.2016), die unter dem Motto „Creating Alternatives for Jewish Women in Europe” (Alternativen für jüdische Frauen herstellen) europäische Rabbinerinnen, Kantorinnen, jüdischer Aktivistinnen, Künstlerinnen und Gelehrte versammelt. Die Tagung wird gemeinsam von der Bente Kahan Stiftung (Breslau), der Organisation Czulent (Krakau) und Bet Debora (Berlin) organisiert und findet statt in der Weisser ‑Storch-Synagoge sowie im Pod Aniołami-Hotel- und Konferenz-Komplex statt – im polnischen Wroclaw/Breslau, der Kulturhauptstadt Europas 2016 (PL)
2017 (15. – 17.9) Tanya Ury zeigt die Power-Point-Präsentation Personal Affects – Going into the Archive (Bestandsaufnahme – Das Archiv betreten) (Kurzfassung), auf der zehnten internationalen Konferenz zum Inklusiven Museum (Tenth International Conference on The Inclusive Museum), University of Manchester. 17. September. 15:40 – 16:55 Uhr, Zimmer 4, Manchester Museum (GB)
2018 (14. – 16.1) Tanya Ury präsentiert eine Video-Dokumentation ihrer Konzert-Performance archive burn out, mit „Suspended Beliefs“ aufgeführt am 10. April im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. Mitwirkende KünstlerInnen der Veranstaltung, die Gedichte und Texte zu improvisierter Musik einschließt, waren: Tanya Ury (Stimme) & Gernot Bogumil (Trompete), Kasander Nilist (Kontrabass), Hans Salz (Percussion). Das Video wurde von Freya Hattenberger dokumentiert und geschnitten. Die Vorführung ist am 16. Januar (11.20−12−40 Uhr) nach der Power-Point-Präsentation von Urys Artikel Personal Affects – Going into the Archive (Bestandsaufnahme – Das Archiv betreten, Kurzfassung) auf der Tagung The Future of the Archive, Performing the Jewish Archive and Beyond, British Library, London, präsentiert (GB)
2018 (11. – 12.4.) Am 13. April (Seminar zwischen 10 – 17 Uhr) stellt Tanya Ury als Keynote-Sprecherin die Power-Point-Präsentation Personal Affects – Going into the Archive (Bestandsaufnahme – Das Archiv betreten, Kurzfassung) vor, sowie eine kurze Version der Video-Performance Fury (2009). Anlass ist Living Archives („Lebendige Archiven“), die Abschlussveranstaltung der von Temi Odumoso (Malmö Universität) kuratierten Tagung „To Be Archived“ („Archiviert werden“) Malmö Konstmuseum, Malmöhusvägen 6, Malmö (SE) livingarchives.mah.se/…
Künstler Schriften und Publikationen
2018 (Frühling) Personal Affects – Going into the Archive (Bestandsaufnahme – Das Archiv betreten, kurze Version), mit Abbildungen – Standbild aus Fury – Video-Performance 2009 und Photo (Tanya Ury, 2009) von freiwilligen, die in Porz im temporären Lagerhaus des Kölner Historischen Archivs Erste Hilfe leisten, um zerstörte Dokumente zu restaurieren, nachdem die Archivgebäude eingestürzt waren: Veröffentlicht (auf Deutsch) in: Bet Debora Journal IV, Hentrich & Hentrich Verlag Berlin (D)