shower proof

Eine Photo­gra­phie H 66 x B 77 (Edition 7), Offset­druck lami­niert und mit 3mm Dibond kaschiert

Infor­ma­tion

Konzept und Photo­gra­phie: Tanya Ury

Digi­tal­be­ar­bei­tung: Ingolf Pink

shower proof ist eine künst­le­ri­sche Darstel­lung der Ausstel­lung Hair Shirt Army im Gewölbe des EL-DE-Haus (NS-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum der Stadt Köln), produ­ziert, bevor die Instal­la­tion vom 13. Februar bis 21. April 2014, öffent­lich präsen­tiert wurde. Diese Arbeit ist Teil einer Serie über die ursprüng­liche Mode­firma von Hugo Ferdi­nand Boss, die Zwangs­ar­beiter beschäf­tigte, um Nazi­uni­formen für den 2. Welt­krieg zu produzieren.

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Ein Plas­tik­mantel, der den Regen nicht durch­lässt, ist wasser­ab­wei­send, shower proof“; die Funk­tion eines guten Dusch­vor­hangs ist es eben­falls, die Nässe nicht heraus­zu­lassen. Das Bild shower proof ist eine digi­tale Collage von 19 Armee­män­teln, die aus kleinen Plas­tik­tüten herge­stellt, welche Datums­eti­ketten und Tanya Urys Haare aus natür­li­chem Haar­aus­fall beinhalten, über 20 Jahre hinweg gesam­melt. Das Wort­spiel des Titels sugge­riert jedoch den Schutz vor dem in den KZ-Duschen ausströ­menden Gas – nicht Wasser – den diese oder irgend­welche anderen Mänteln niemals hätten geben können: and the proof was in the shower“ – der Beweis war in der Dusch­ka­bine“. shower proof ist ein visu­elles Oxymoron.

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Die pyra­mi­den­för­mige Anord­nung der Mäntel, die in der Instal­la­tion Hair Shirt Army und im Bild shower proof zur Decke zu steigen scheinen, wurde als visua­li­sierte Reprä­sen­ta­tion dessen konzi­piert, was den Konzen­tra­ti­ons­lager-Funk­tio­nären begeg­nete, nachdem eine Verga­sung in den Gaskam­mern statt­ge­funden hat:

Die Konzen­tra­ti­ons­lager waren außer­or­dent­lich effi­zi­ente Todes­fa­briken. Ein Zeuge beschrieb einen typi­schen Tag der Vernich­tung in den Gaskam­mern von Auschwitz:

Außer­halb (…) behan­delten die Männer einen Konvoi von Juden, in etwa 3.000 Männer, Frauen und Kinder, die aus ihrem Zug in die über 180 Meter lange Halle geführt wurden, welche promi­nent in verschie­denen Spra­chen mit Bäder und Desin­fek­ti­ons­raum’ beschriftet war. Hier wurde ihnen befohlen, sich auszu­ziehen, was von der SS und den Männern des Sonder­kom­mandos beauf­sich­tigt wurde. Sie wurden dann in eine zweite Halle geführt, wo SS und Sonder­kom­mando sie verließen. Mitt­ler­weile hatten Last­wagen mit dem Rote-Kreuz-Abzei­chen Vorräte von Zyklon B‑Kristallen dorthin trans­por­tiert. Die 3.000 wurden dann einge­schlossen und vergast.

Zwanzig Minuten später wurden die paten­tierten Venti­la­toren ange­schaltet, um die verblie­benen Schwaden zu vertreiben. Männer der Sonder­kom­mandos, die Gasmasken und Gummi­stiefel trugen, betraten dann die Gaskam­mern. Sie fanden nackte Körper vor, die zu einer Pyra­mide aufge­türmt waren, was das letzte kollek­tive Ringen der Ster­benden bezeugte, die sich nach sauberer Luft in der Nähe der Decke gestreckt hatten; die Schwächsten lagen zerdrückt unten, während die Stärksten an der Spitze den Rest über­ragten. Die ringende Masse, durch den Tod allein beru­higt, lag jetzt reglos, wie ein furcht­sames Monu­ment ihres Leidens. Das Gas war langsam vom Boden aufge­stiegen, was die Häft­linge gezwungen hatte, über die Körper der anderen aufzu­steigen, in einem rück­sichts­losen Versuch, die letzten Lungen­fül­lungen an sauberer Luft zu ergat­tern. Die Leichen waren verschmutzt und die maskierten Männer spritzten sie mit Wasser­schläu­chen ab, bevor die Arbeit des Tren­nens und Trans­por­tie­rens der mitein­ander verschlun­genen Leichen einsetzen konnte. Sie wurden zu den Aufzügen geschleppt, in die Krema­to­rien herun­ter­ge­lassen, ihre Gold­zähne wurden mit Zangen entfernt und in mit Säure gefüllte Eimer geworfen, und die Haare der Frauen wurden von ihren Köpfen geschoren. Die entweihten Toten wurden dann in Stapeln von je drei auf Blech-Karren geladen und auto­ma­tisch in einen der fünf­zehn Öfen, mit denen jedes Krema­to­rium ausge­stattet war einge­führt. Ein einziges Krema­to­rium verbrannte alle 20 Minuten 45 Leichen; die Kapa­zität der Zerstö­rung in Ausch­witz betrug nicht weniger als 200 Leichen pro Stunde. Die Asche wurde fort­ge­bracht und in die eiligen Wogen des Vistula-Flusses geschüttet, der eine Meile entfernt lag. Die Wert­ge­gen­stände – Klei­dung, Juwelen, Gold und Haar – wurden nach Deutsch­land geschickt…1

1 Leo Kuper, Geno­cide: its Poli­tical Use in the Twen­tieth Century“ („Genozid: sein poli­ti­scher Nutzen im Zwan­zigsten Jahr­hun­dert“), Seite 133 – 34 (1981), zitiert wird Milos Nyiszli, Ausch­witz“ 1960: Kapitel VII. Ein ähnlich erschüt­ternder Bericht von Hoess, dem Direktor des Lagers Ausch­witz, findet sich in den Doku­menten von IMT“ docs supra notes 231, Edition XI, S. 416 – 417 – zitiert nach War Crimes Against Women: Prose­cu­tion in Inter­na­tional War Crimes Tribu­nals („Kriegs­ver­bre­chen gegen Frauen: Straf­ver­fol­gungen in Inter­na­tio­nalen Gerichts­höfen zur Unter­su­chung von Kriegs­ver­bre­chen“) von Kelly Dawn Askin, S. 149 – 49 books​.google​.de/… (Über­set­zung Tanya Ury & Amin Farzanefar)


Who’s Boss – Eine Werkserie:




Präsen­ta­tion

2014 (Februar/​März) Flyer und Plakat mit Abbil­dung von shower proof, für Who’s Boss: Hair Shirt Army im Gewölbe des NS-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum, Köln (D)

2014 (26.2. – 26.3.) Tanya Ury: Who’s Boss – Hair Shirt Army” Artikel mit Abbil­dung von shower proof, von Barbara Hess, in der Kölner Stadt­revue“ (D)

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