Photographie, Größe 45 x 30,5 cm (21,5 x 15 cm)
Edition von 7
Archiv – Eine Werkserie
- Archive Fever Archive Fever
- Fury Fury
- Gewissen Gewissen
- archive burn out 2011 – 2014 archive burn out
Selbst für Sigmund Freud ist der Destruktionstrieb keine anfechtbare Hypothese mehr. Selbst wenn diese Spekulation niemals die Form einer festen These annimmt, selbst wenn sie sich niemals setzt, ist sei ein anderer Name für Ananke, die unbezwinglich Notwendigkeit. Es ist, als ob Freud von nun an der irreduziblen und ursprünglichen Perversität dieses Triebes, den er hier mal Todestrieb, mal Aggressionstrieb, mal Destruktionstrieb nennt, als ob diese drei Worte in diesem Fall synonym wären, nicht mehr widerstehen könnte. Zweitens ist dieser Trieb mit den drei Namen „stumm“.Er ist am Werk, doch da er stets im stillen wirk, hinterlässt er niemals ein ihm eigenes Archiv. Sein eigenes Archiv zerstört er zuvor, als ob dies in Wirklichkeit die eigentliche Motivation seiner ureigensten Regung wäre. Er arbeitet daran, das Archiv zu zerstören: unter der Bedingung, aber auch in der Absicht, seine „eigenen“ Spuren auszustreichen – die von nunmehr nicht nur anarchisch, anarchontisch zu sein (vergessen wir nicht, dass der Todestrieb, so ursprünglich er auch immer sein mag, kein Prinzip ist, wie die Prinzipien der Lust und der Realität es sind): der Todestrieb ist zunächst anarchivarisch, könnte man sagen, archiviolithisch. Stets wird er, einer stillschweigenden Bestimmung folgend, ein Archivzerstörer gewesen sein.1
1 S. 23 – 24, Dem Archiv Verschrieben – Eine Freudsche Impression, Jacques Derrida, Brinkmann + Bose, 1997 ISBN 3−922660−67−3
Die Photographie von Juliette Brungs wurde 23.8.2010 am „Kölner Loch“ aufgenommen – dort wo das ehemalige Historische Stadtarchiv stand und am 3.3.2009 zusammengefallen ist. Der Graffiti lautet: „Wo ist die Verantwortung für diesen Pfusch! 03.03.2009 – im Abgrund!”
Mit dem Kollaps des Stadtarchivs, verursacht durch Fehler bei den Konstruktionsarbeiten an einer neuen U‑Bahn-Linie in der Umgebung, hat Tanya Ury buchstäblich ihr Familienarchiv verloren, das die Urys 1999 der Stadt Köln schenkten.
In ihrem Artikel „Written Into the Body – the Performance Video Art of Tanya Ury” („In den Körper eingeschrieben – Die Performance-Video-Kunst von Tanya Ury“, das später zu einem Buch über Esther Dischereit und Tanya Ury entwickelt wird), bezieht Juliette Brungs sich auf den Archiv-Begriff in Jacques Derridas „Archiv-Fieber: Ein freudscher Eindruck“.