Seduction 2 ist ein holographisches Selbst-Portrait der Künstlerin aus 1992, worauf und wodurch, ein Dia des Gemäldes „Das Fest des Belsazar“ von Rembrandt van Rijn (ca.) 1635, projiziert wird.
Versicherungswert 5.000 Euro
Seduction 2 wurde zuerst 1992 vor einen eingerahmten Plakat Rembrandts „Das Fest des Belsazar“ präsentiert, und von vorne beleuchtet.
Die Künstlerin zeigt mit dem Zeigefinger nach oben, wobei man ihren Handrücken sieht; so ahmt sie die Hand Gottes nach, die auf die Wand in Rembrandts Gemälde schreibt, oder sie lockt den Zuschauer zu sich; aber diese Geste könnte auch als offensives Signal betrachtet werden.
Nach der hebräischen Bibel speisten im Jahre 539 v. Chr. Belsazar, König von Babylon, seine Konkubinen, Kurtisanen und eintausend seiner Adligen während eines Festes aus den silbernen und goldenen Gefäßen, die aus dem jüdischen Tempel von Jerusalem gestohlen waren.
„Im gleichen Augenblick gingen hervor Finger wie von einer Menschenhand, die schrieben gegenüber dem Leuchter auf die getünchte Wand in dem königlichen Saal. Und der König erblickte die Hand, die da schrieb.“ Daniel 5, 5
Keiner der Magier Belsazars konnte die Botschaft übersetzen, obwohl er dem Deuter dieser Worte die Position des Dritten im Lande angeboten hatte; dann ließ die Königin Daniel zu sich rufen, einen jüdischen Exilanten, den Nebuchadnezzar wegen seiner göttlichen Weisheit aus Judea verschleppt hatte, und dieser offenbarte:
„Mene mene tekel u‑parsin. Und sie bedeutet dies: Mene, das ist, Gott hat dein Königtum gezählt und beendet. Tekel, das ist, man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden. Peres, das ist, dein Reich ist erteilt und den Medern und Persern gegeben.“ Daniel 5, 25 – 28, LutherBibel
Diese Nacht wurde Belsazar getötet, und Darius der Meder nahm sich das Königtum.
Die Künstlerin, die in der holographischen Installation Seduction 2 nackt auftritt, ist im Akt des Umdrehens „eingefroren“. Sie dreht sich vielleicht zurück zu den traditionellen Kunstformen, die von Rembrandts Gemälde verkörpert werden, indem sie Gott imitiert, eine Kurtisane, oder die jüdischen Sklaven, die im Bild „Das Fest des Belsazar“ nicht erscheinen. Es könnte aber sein, dass sie sich nach vorne dreht, durch das Hologramm, die neueste Technologie in der Kunst, zum zeitgenössische Zuschauer, der beide Dramen beobachtet. Um Rembrandts Bild zu betrachten muss man durch sie hindurch schauen – sie ist schwer zu fassen aber Teil ein historische Prozesses: In dem sie zurückdreht, riskiert sie, wie Lots Frau versteinert zu werden.
Die Implikation dieses Kunstwerks ist, dass die jüdische Frau in der Falle sitzt, in Bildern der Verführerin und Sklavin, aber auch als Leiche in den „gefrorenen“ Bilder des jüdischen Toten der Shoah.
Indem sie vorwärts schaut, signalisiert die Künstlerin dem Zuschauer etwas zweideutiges – weil sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart reflektiert werden: eine verführerische Aufforderung und/oder die aufsässige „Rebellion“ gegen die Hegemonie der patriarchalischen Geschichtsschreibung. Jean Baudrillard sieht in seinem Buch „Seduction“, nach dem dieses Kunstwerk genannt wurde, eine Bedrohung durch die Entmystifizierung von Zeichen und Ritualen des Verführens, sowie in der Emanzipation der Frauen:
„Freud was right: there is but one sexuality, one libido – and it is masculine. Sexuality has a strong, discriminative structure centered on the phallus, castration, the Name-of-the Father, and repression. There is none other. There is no use dreaming of some non-phallic, unlocked, unmarked sexuality. There is no use seeking, from within this structure, to have the feminine pass through to the other side, or to cross terms. Either the structure remains the same, with the female being entirely absorbed by the male, or else it collapses, and there is no longer either female or male – the degree zero of the structure.“
Page 7, „Seduction“, Jean Baudrillard 1979, Übersetzung 1990, Macmillan Education Ltd. ISBN 0−333−51076−3
„We are entering the era of final solutions; for example, that of the sexual revolution, of the production and management of all liminal and subliminal pleasures, the micro-processing of desire, with the woman who produces herself as woman, and as she, being the last avatar. Ending seduction.“
Einführung Seite #, Seduction usw
Präsentation
1993 Einzelausstellung, Abteilung der Holographie, Royal College of Art, London (GB)
1993 Gruppenausstellung, Women in Art Practice, Konferenz, Exeter (GB)