beachcomber

Photo­gra­phie 6039 cm
montiert mit Diaplex verschweißt

Versi­che­rungs­wert 200 Euro 

Das Photo zeigt den Ausschnitt eines Arti­kels in einer engli­schen Zeitung vom Sommer 2002 über den Konflikt im Nahen Osten. Es gab kein dazu­ge­hö­riges Bild; die in bloße Worte geklei­dete Botschaft sollte genügen, Bilder des unter­drückten und verzwei­felten Volks der Paläs­ti­nenser, die den gewalt­samen Tod sich selbst und den Israelis in ihrer Umge­bung bringen, zu beschwören. Letz­tere, mit der glei­chen Aussichts­lo­sig­keit, rächen sich, indem sie die Häuser der Paläs­ti­nenser zerstören und die Menschen in ihrem eigenen Land umsiedeln.

Durch einen Druck­fehler ist der Sinn des Arti­kels entstellt worden; durch das fälsch­liche Ersetzen des Buch­staben c“ durch den Buch­staben b“ wurde aus dem engli­schen Begriff suicide bomber“, suicide comber“ (wört­lich über­setzt: Selbst­mord Kämmender). Was ehemals ein gewöhn­li­ches Nach­richten-Klischee war, ist zu einer surrealen Botschaft geworden. 

Ein beach­comber“ (Strand­gut­sammler) ist jemand, der den Strand auf der Suche nach verbor­genen Schätzen durch­kämmt. Spinnt man die Vorstel­lung, die der Druck­fehler evoziert, weiter, so könnte man sich fragen, ob eine Gruppe von suicide combers“ in der Kriegs­zone operiert, und wenn, ob es Paläs­ti­nenser sind, die ihre zerstörten Häuser nach Über­bleib­seln früherer Exis­tenzen durch­kämmen oder die Straßen nach mensch­li­chen Über­resten absu­chen. Könnten es Offi­ziere sein, die Terro­risten rekru­tieren, oder, im Gegen­teil, die vorbeu­gende Maßnahmen gegen den Terro­rismus ergreifen? Die stereo­ty­pi­sche Sprache, die norma­ler­weise bei den Medien Verwen­dung findet, stellt die Tatsa­chen des Krieges so dar, dass der Leser die beschrie­benen Ereig­nisse nicht mehr in Frage stellt. Ein simpler Recht­schreib­fehler bewirkt nun, dass der Sinn­zu­sam­men­hang völlig entstellt und der Leser gefor­dert ist, nach­zu­denken und dem Ereignis einen neuen Sinn zu geben.



Präsen­ta­tion

2003 (28.2. – 30.4.) Bilder Gegen Krieg, Licht­blick Galerie Köln (D) 

2004 (2 – 24.4.) Bilder Gegen Krieg, Kunst­hoch­schule Hasselt (B) 

2004 (9.) Bilder Gegen Krieg, Photo­kina, Köln 

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