Fading into the Foreground

In Bear­beitung (ca. 2000 Photos)

Preis & Versicherungswert von 6 gedruckten und einger­ahmten Photos (2129,7 cm), jede 500 Euro

Fading into the Fore­ground ist in Farbe, auf Nega­tiv­film mit einer Analog-Kamera photogra­phiert worden. Obwohl wenige Photogra­phien als Ausdrucke in Holzrahmen ausgestellt wurden, werden alle Nega­tive werden eventuell gescannt — die Serie soll in digi­taler Projek­tion als Instal­la­tion präsen­tiert werden

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Die Photo­serie Fading into the Fore­groundbesteht haupt­säch­lich aus in verschiedenen Ländern aufgenommenen Schnapp­schüssen von Zivilisten, die auf der Strasse Camou­flage-Design oder anderen Militär­look tragen. Seit 2006, habe ich inzwis­chen etwa 2000 Photos für diese Serie aufgenommen. Für dieses Kunst­werk habe ich an Orten, wo ich mich zwis­chen­zeitlich aufhielt – um auszustellen, Vorträge zu halten oder um Urlaub zu verbringen -, Photos aufgenommen:

Köln-Mitte (D), Budapest (HU), London (GB) Jerusalem (IL), Berlin (D), Amsterdam (NL) Lublin (PL), Warschau (PL) Bochum (D), Las Palmas de Gran Canaria (ES), New York (USA), Boston (USA), München, Pader­born (D), Kassel (D) (während der Docu­menta 12) (D), Glasgow (GB) Faro Portugal ℗, Braun­schweig (D), San Fran­cisco (USA), Wien (AT), Zürich (CH), Vancouver (CAN), New Orleans (USA), Sofia (BG), Biel/​Bienne (CH), Montreux (CH), Lausanne (CH), Basel (CH), Stras­bourg (FR), Liver­pool (GB), Paris (F), Ljubl­jana (SL), Assen (NL) Edin­burgh (GB), Exeter (GB), Totnes (GB), Palma de Mallorca (ES), Valldemossa/​Mallorca (ES), Deià/​Mallorca (ES), Soller/​Mallorca (ES), Köln-Kalk (D), Norwich (UK), Lowestoft (UK), South­wold (UK), Breslau (PL), Newcastle (GB), Dresden (D), Malmö (SE), Göttingen (D), Brüssel (BE) und Belgrad (RS).

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Es ist evident, dass eine Kultur, die sich aus dem Wider­stand gegen eine Hege­mo­ni­al­herrschaft herleitet, sich letz­tendlich zu einer Kultur der Camou­flage (Tarnung) entwickeln wird. Indem sie den Wider­stand unter­drückt, stärkt sie diesen nur noch, weil sie ihn zwingt, noch subtilere und ausgek­lügel­tere Über­lebensstrate­gien zu entwickeln.’
Aarnoud Rommens, C stands for Censor­ship”, in AS Medi­ati­jd­schrift no 176 Winter 2005-06 Peter Bürger, Theory of the Avant-Garde, Theory and History of Liter­a­ture, Volume 4, Antwerpen:, Seite 68 ” All Our Tomor­rows: The Culture of Camou­flage kunstraum.uni-luenebur…
(Über­set­zung aus dem Englis­chen Tanya Ury & Amin Farzanefar)

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Im Früh­sommer 2006, noch bevor ein Krieg im Libanon ausbrach, entschied ich mich, anlässlich einer Einladung zum c.sides-Festival in Israel, mit der Serie Fading into the Fore­ground loszulegen; mir war klar, dass wegen des dama­ligen und anhal­tenden — und allge­gen­wär­tigen — Militär-Looks eine Kriegszone nicht wesentlich anders aussehen würde als eine Frieden­szone, mit Ausnahme der Verlet­zten. In der Serie sind auch echtes“ Militär, Polizei und Milizwagen zu sehen. Es ist deswegen nicht wirk­lich immer klar, ob die dargestellten Leute oder Fahrzeuge in zivil“ sind, zu Polizeiein­heiten gehören oder kriegerischen Zwecken dienen.

Global hat sich eine neues Bewusst­sein dafür entwickelt, dass Symp­tome des Krieges willkür­lich und überall auftreten könnten — in Form von Angriffen an Bushal­testellen, auf Bahnzüge, in Kaffee­häusern, auf Züge oder Flugzeuge: diese allge­meinen Ängste spiegeln sich in der laufenden Entwick­lung eines Camou­flage-Klei­dungs-Codes wider. Ich begann jedoch Mitte Juni 2006 in Köln, wo ich lebe, dieses Phänomen zu photogra­phieren. Am 30. Juni, dem Tag des Welt­meis­ter­schafts-Viertel­fi­nales zwis­chen Deutsch­land und Argen­tinien, schwenkten die Massen deutsche Fahnen, während sie die deutsche Nation­al­hymne sangen, in einer beispiel­losen Weise — und für mich, die aus einer Familie deutsch-jüdis­cher Holo­caustüber­lebender stammt, beun­ruhi­gend. Die deutsche Presse wurde es nicht müde, in Fernse­hin­ter­views mit Fußball­fans zu wieder­holen, dass dieses neue Selb­st­be­wusst­sein kein Nation­al­ismus sei, sondern Patri­o­tismus: zum ersten Mal seit dem Krieg erlaubten sich die Deutschen ein Gefühl des Stolzes auf der gemein­samen Basis des Fußballs — eines Leis­tungsspiels zwar, nicht jedoch eines Krieges; und sie nannten es ein Sommer­märchen“.

Am 14.August 2006 wurde die Waffen­ruhe in Israel bestätigt, nach 33 Tagen der kriegerischen Auseinan­der­set­zung mit dem Libanon. In dieser Zeit photogra­phierte ich Camou­flage, die von Zivilisten auf den Straßen von Budapest und London getragen wurden. Ich photogra­phierte das gleiche in Jerusalem zwis­chen dem 30.8. und dem 5.9.2006, und so weiter.

Diese Photo­serie entstand im Gefolge meiner Recherchen und Kunstar­beiten zur faschis­tis­chen Geschichte des Mode­hauses Hugo Boss, welches während des Zweiten Weltkrieges Nazi­u­ni­formen ange­fer­tigt hatte. Boss ist einer der größten Welt­mod­ekonz­erne geworden, kreiert jetzt jedoch nur reine Modeaccessoires.

Die eigene Firmengeschichte verleug­nend, verweigerte die Hugo Boss AG die Publika­tion der Recherchen Elis­a­beth Timms (www​.metzingen​-zwangsar​beit​.de),die Boss 1997 selbst in Auftrag gegeben hatten. Gegen­wärtig, auch wenn diesmal nicht von Boss entworfen, ist der Militär­look erneut eine alltägliche und unüberse­hbare Mode geworden.

Etliche Jahre nach dem 11. September, und nach der über­ag­gres­siven amerikanis­chen Reak­tion auf diese terror­is­tis­chen Attacken, war der Krieg im Irak immer noch in vollem Gange – Millionen von Menschen flüchteten aus dem Bürg­erkrieg in Syrien, verlassen Haus, Hof und Kultur, wobei sie nur die Kleider auf dem Rücken nehmen, auf der Flucht vor Isis, dem Islamische Staat“, um ihr Leben laufend.

Der Anschlag auf Charlie Hebdo, das Pariser Satire-Magazin mit 12 Toten und 11 Verlet­zten wurde von einer islamistis­chen Terror­gruppe ausge­führt — Al-Qaeda’s Zweig in Yemen. Michael Morell, der ehema­lige Direktor des CIAs, deutete an, dass der Antrieb der Angreifer absolut klar“ war. Um eine Medienor­gan­i­sa­tion auszuschalten, die den Propheten Muhammad verspottet.”1In November 2015 gab es infolge weit­erer terror­is­tische Anschläge in Paris, im Name von Isis, 129 Tote und 350 Verletzte, und in Beirut wurden bei einer Serie von koor­dinierten Suizid-Bombe­nan­schlägen 43 Menschen getötet und 200 weitere verletzt.

Inter­na­tional kam es zu einer Zunahme von Unruhen und Kriegen. Da war die Revo­lu­tion von 2011 in Ägypten; und der Aufs­tand im Istan­buler Taksim Gezi Park fand 2013 statt – beides friedliche Proteste, die von Staats­ge­walt niedergeschlagen wurden. Der syrische Bürg­erkrieg begann mit den Unruhen im Früh­jahr 2011, im Rahmen des arabis­chen Früh­lings — Proteste gegen die eigene Regierung, die mit brutalen Maßnahmen niedergeschlagen wurden und sich dann in eine bewaffnete Rebel­lion entwick­elten; infolgedessen suchten ab 2014 Millionen von Syrer in anderen Länder um Asyl nach2. Ab 2014 konnte man auch in der Ukraine­Un­ruhensehen – was als Demon­stra­tion regierungs­feindlicher und russis­cher Sepa­ratisten infolge der ukrainis­chen Revo­lu­tion begann, entwick­elte sich dann zu einem Krieg.

Wir haben keinen Weltkrieg, aber die Kriege, die täglich auf unseren Bild­schirmen ausge­tragen werden, ob durch Armeen oder indi­vidu­elle Terror­isten, finden ihr Echo in der universellen Straßen­klei­dung einer städtis­chen Kriegsmode.

Der Titel Fading into the Fore­ground(„Mit dem Vorder­grund verschmelzen“) beschreibt genau das, was Tarn­klei­dung, die designt wurde um wie Blat­t­laub anzusehen und mit einem Land­schafts-Hinter­grund zu verschmelzen, in der Stadt eben nichtmacht: Zivilisten, welche Camou­flage, oder Khaki tragen, demon­stri­eren damit höchst auffällig ihre Bere­itschaft zur Aktion, oder zu einer aggres­siven Handlung.

Ein Dutzend Menschen, am Fuß der Treppe zum Ostbalkon um einen Führer geschart, starrte in die Himmels­decke, die Gold­laubkon­stel­la­tionen, ein Wach­mann und sein Hund standen daneben, und ihre Mutter konnte nicht anders, sie musste die Uniform des Mannes kommen­tieren, was Dschun­geltar­nung in Midtown-Manhattan sollte.
Die Leute gehen weg, du kommst zurück.“’
Falling Man” (S. 38 – 39) von Don DeLillo 2007 Kiepen­heuer & Witsch ISBN 9783462039207

1 Bilefsky, Dan (7 January 2015). Terror­ists Strike Charlie Hebdo News­paper in Paris, Leaving 12 Dead”. The New York Times. Retrieved 8 January 2015.en​.wikipedia​.org/​wiki/…

2 Die Schwere des human­itären Desasters in Syrien ist von der UN und viele inter­na­tionalen Organ­i­sa­tionen beschrieben worden. Mehr als 7,6 Millionen Syrer wurden vertrieben, mehr als 5 Millionen sind aus dem Land in nahe liegende Länder wie die Türkei, Libanon, Jordanien, Irak, Ägypten und Kuwait geflüchtet. Und einige Hundert­tausend sind zu weiter entfernte Länder, wie Deutsch­land und Griechen­land geflüchtet. Millionen weitere sind geblieben und leben unter schlechten Leben­sum­ständen, wie etwa Wasser- und Lebens­mit­tel­mangel.en​.wikipedia​.org/​wiki/… (Über­set­zung TU & AF)



Präsen­ta­tion

21.9.2006(die Grup­pe­nausstel­lung läuft 9.9. – 13.10.) 16 Photogra­phien (A4: 2129.7 cm) aus derSerie (Work in Progress), Emer­gency Room, Kurator Thierry Geof­froy Colonel, Galerie Olaf Stueber, Berlin (D)
21.9.2006 16 Photogra­phien Power-Point-Präsen­ta­tion, aus der Serie (Work in Progress), Work­shop mit Studenten der Anne-Frank-Realschule, Bochumer Kulturrat (D)
2008 (15.230.3) 6 Photos (3042 cm) aus der Serie (Work in Progress), präsen­tiert im Rahmen der Grup­pe­nausstel­lung Poli­tics”, Eröff­nung 20 Uhr, Künstlerhaus 
2009 (27.6) Fading into the Fore­groundNr. 1: Junger schwarzer Mann, King-George-Street, Jerusalem (IL), 30.8. – 5.9.2006 (4230 cm), Gruppenausstellung:TomBola des kjubh-kunstverein e.V. 17 Uhr, Vorbesichtigung:24./25./26.06.2009, 1820UhrKöln (D)
2012 (11.6)DieJuni-Online-Ausgabe von Imag­i­na­tions: Journal of Cross-Cultural Image Studies“, Univer­sität von Alberta, Kanada, stellt die Künst­lerin Tanya Ury vor, mit neuen Arbeiten — Videos: Inti­macy,cement & dark room; eine Serie von 17 concretepoems, die Photogra­phie Alibi­jude, Selec­tion aus der Who’s Boss-Serie, und 8 Photos aus Soul Brothers & Sisters. Außerdem:3 Photos von Occupy in Stras­bourg, aus der Serie Fading into the Fore­ground; und weitere 6 toned poems(Sounds, Musik & Tonmis­chung: Kasander Nilist) sowie einem Peer-Review-Inter­view (Text und Skype-Inter­view-Abschrift) mit Claude Desmarais (CA) www​.csj​.ualberta​.ca/im…


Publika­tionen und Presse

2008 (15.2)Ruhr-Nachrichten Poli­tics” vereint Arbeiten von neun Künstlern im Künstler­haus (D)
2008 (3 – 4)Ankündigung der Ausstel­lung Poli­tics“ in Kunst­forum Inter­na­tional Edition 190 (D)

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