Имя говорит само за себя – nomen est omen – all in a name

[ Русский ]

2 große Banner, jeweils Bild und Text (Russisch und Deutsch), schwarz-weiß gegen einen grauen Hinter­grund, Breite 100 cm x Länge 100 cm, auf Powertex-Blockout-Stoff gedruckt (Breite 140 cm x Länge 140 cm) auf einer Leine aufgehängt.

Druck­ver­sion 210 Länge x 260 mm Breite 

Website: www​.tany​aury​.com

all in a name ist der engli­sche Titel zu dieser Photo- und Text-Arbeit über die jüdi­sche sowje­ti­sche Parti­sanin Mascha Bruskina, die als 2 Banner mit Text (Russisch und Deutsch) präsen­tiert wird. Der deut­sche Titel der glei­chen narra­tiven Arbeit ist der Sinn­spruch Nomen est Omen”, das latei­ni­sche Sprich­wort und die Entspre­chung von all in a name”. Diese Arbeit ist auch Ella Unger und Grete Schie­mann gewidmet – zwei Groß­tanten, die aus Köln in Konzen­tra­ti­ons­lager depor­tiert und dort ermordet wurden:

Marga­rete Schie­mann geb. Unger Jahr­gang 1903
Depor­tiert 1941 Riga Ermordet
Stol­per­stein für Marga­rete Schie­mann (Zülpi­cher Platz 4, Köln)

de​.wiki​pedia​.org/​wiki/…

Ella Unger
Geboren: November 201899
Geburtsort: Hohen­salza |
Inow­ro­claw,
Inow­ro­cław County, 
Kuya­vian-Pome­ra­nian Voivo­de­ship, Poland 
Tod: Dezember 04,
1944 (45)
KZ Stutthof | 

Sztu­towo, Pommern Voivo­de­ship, Polen 
(ermordet)

www​.geni​.com/​p​e​o​p​le/El…

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Wir sind Parti­sanen und haben auf deut­sche Soldaten geschossen.“

Auf der Photo­gra­phie – zur linken und rechten umgeben von Kiril Truss und dem 16-jährigen Wolodia Scher­ba­tey­vich – hält die 17-jährige Maria („Mascha“) Bruskina ein Plakat (hand­ge­schrieben auf Deutsch und Russisch) mit der zitierten Aufschrift. Das Photo wurde 1941 in Minsk aufge­nommen, kurz bevor alle drei öffent­lich gehängt wurden. Tatsäch­lich war Mascha aber eine Kran­ken­schwester, die verwun­dete Rote-Armee-Soldaten dabei unter­stützte, dem Wider­stand beizu­treten, indem sie diese mit Zivil­klei­dung und Papieren versorgte.1 

2002 hielt ich auf der Bonner Tagung Jüdi­scher Wider­stand gegen den Natio­nal­so­zia­lismus”, die von der Konrad-Adenauer-Stif­tung veran­staltet wurde, einen Diavor­trag meiner Erzäh­lung Die Gehängten (1999). Auf dieser Konfe­renz gab der Histo­riker Arno Lustiger2 im Zusam­men­hang mit seinem Buch Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Wider­stand der Juden 1933 – 1945“, das zuerst 19943 veröf­fent­licht wurde, eine Präsen­ta­tion, bei der er über Mascha Bruskina sprach. 

Die photo­gra­phi­schen Darstel­lungen von Mascha Bruskina unmit­telbar vor und nach ihrer Erhän­gung waren mir schon bekannt4 – sie dienten den Medien nach dem Zweiten Welt­krieg immer wieder dazu, den Parti­sanen-Wider­stand zu reprä­sen­tieren. Doch war mir die Geschichte dieser ikoni­schen Bilder unbe­kannt, die ich kurz zuvor in der Ausstel­lung Vernich­tungs­krieg, Verbre­chen der Wehr­macht 1941 bis 1944” gesehen hatte, als diese 1999 nach Köln kam. 

Arno Lustiger erklärte, dass die Abbil­dungen von Bruskinas Hinrich­tung am 26. Oktober 1941 in der Sowjet­union bekannt waren – eine von ihnen erschien in Mikhail Romms Film Der gewöhn­liche Faschismus“, 1965. Es gab jedoch keinerlei Hinweis darauf, wer sie war oder dass sie eine Jüdin war. Nach dem Krieg wurde dieser Fehler nicht direkt korri­giert – bis vor kurzem war das Photo im Krieg­mu­seum in Minsk einfach Hinrich­tung einer unbe­kannten Parti­sanin“ beti­telt. Maschas Onkel, der renom­mierte Bild­hauer und sowje­ti­sche Abge­ord­nete Sahir Asgur, wurde jahr­zehn­te­lang gezwungen, über die Iden­tität seiner Nichte zu schweigen.5 Also blieb Mascha Bruskina, die eine sehr junge jüdi­sche Parti­sanin gewesen ist, wegen des sowje­ti­schen Anti­se­mi­tismus bis in die Zeit nach dem Kalten Krieg anonym. 

Ich habe daraufhin das Ausstel­lungs­buch: Vernich­tungs­krieg, Verbre­chen der Wehr­macht 1941 bis 1944” (Hamburger Edition 1995) konsul­tiert, nur um zu entde­cken, dass auch hier ledig­lich Abbil­dungen6 der Erhän­gungen gezeigt wurden – eben­falls ohne Angaben von Namen oder persön­li­chen Details. 

Als ich Arno Lustiger 2003 in einem Brief auf dieses Versäumnis, Mascha Bruskina zu iden­ti­fi­zieren, ansprach, antwor­tete dieser, er habe tatsäch­lich Kontakt mit Hannes Heer und Klaus Naumann, den Heraus­ge­bern des Wehr­macht-Ausstel­lungs­buch, aufge­nommen, sei dabei jedoch auf eine regel­rechte Mauer gestoßen. Bedau­er­li­cher­weise exis­tiert dieselbe Nach­läs­sig­keit auch auf der CD-ROM-Edition des glei­chen Buches7 von 2004 fort. 

2008 trat ich während der Popular-Culture-Asso­cia­tion-Konfe­renz in San Fran­cisco zusammen mit Cathe­rine Plum vom Western New England College (USA) auf einem Panel auf. Sie erzählte in ihrem Vortrag von der 18-jährigen Zoya Kosmo­de­my­ans­kaya, die wegen ihrer Akti­vi­täten als Parti­sanin hinge­richtet wurde. Das Bild, das Plum uns zeigte, hatte Ähnlich­keiten mit Bruskinas tragi­schem Portrait. Kosmo­de­my­ans­kaya wurde jedoch bald als Heldin ihrer Nation aner­kannt: ein Kinder­lager – Teil der Frei­wil­ligen-Ausbil­dung in der Sowjet­union, das die Geschichte des Anti­fa­schismus ebenso sowie Führungs­ei­gen­schaften vermit­teln sollte – wurde nach ihr benannt. 

In Deutsch­land gilt: Seit den 70er Jahren wurde Sophie Scholl aus Ulm als eine der großen deut­schen Heldinnen gefeiert, die sich aktiv dem Dritten Reich während des Zweiten Welt­krieges entge­gen­ge­stellt haben.“8 Über ihr Leben und Sterben sind mehrere Filme gedreht worden. Am 22. Februar 1943 wurde Scholl mit einund­zwanzig Jahren, wegen der Vertei­lung von pazi­fis­ti­schen Flug­blät­tern, zusammen mit weiteren Mitglie­dern der Weißen Rose“ – einer gewalt­freien anti­fa­schis­ti­schen Wider­stands­gruppe – guillotiniert.

Bis 2009 wurde Bruskinas Name nicht auf dem Denkmal-Schild am Hinrich­tungsort genannt. Statt­dessen wurde sie als das unbe­kannte Mädchen“ bezeichnet. 2009 wurde jedoch ein neues Denkmal-Schild am Hinrich­tungsort ange­bracht. Die russi­sche Inschrift lautet jetzt: Hier, exeku­tierten Faschisten am 26. Oktober 1941 die sowje­ti­schen Patrioten K. I. Truss, V. I. Scher­ba­tey­vich und M.B. Bruskina“.9

Anders als Kosmo­de­my­ans­kaya und Scholl wurde Bruskina bis lange nach dem Fall der Sowje­ti­schen Union nicht mal eine Iden­tität zuge­standen, auch nicht in der bedeu­tendsten deutsch-histo­ri­schen Archiv­ar­beit über den zweiten Welt­krieg10. Maschas Bild war mächtig – und wurde daher von der Sowjet­union erfolg­reich als Propa­ganda instru­men­ta­li­siert. Sie und ihre Familie waren jedoch machtlos gegen die Halb­wahr­heiten des revi­sio­nis­ti­schen Bildes von ihr, das der Welt präsen­tiert wurde. Sogar jetzt bleibt die Aner­ken­nung dieser jungen jüdi­schen sowje­ti­schen Parti­sanin bescheiden. 

1 Die Szene ihres Todes wurde in einer Serie beein­dru­ckender Photo­gra­phien einge­fangen, aufge­nommen von einem der litaui­schen Wehr­macht-Kolla­bo­ra­teure.“ (Über­set­zung Tanya Ury & Amin Farza­nefar) www​.executed​today​.com/…

2 Arno Lustiger, Mai 7., 1924 – Mai 152012

3 Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Wider­stand der Juden 1933 – 1945“, von Kiepen­heuer & Witsch, Köln 1994.

4 Ebenda 1

5 Aus dem Kapitel Säube­rung des Anteils jüdi­scher Parti­sanen am Wider­stand durch die sowje­ti­sche Geschichts­schrei­bung”, Seite 370, Ebenda 1.

6 Unbe­nanntes Portrait von Mascha Bruskina auf Seite 494 von Vernich­tungs­krieg, Verbre­chen der Wehr­macht 1941 bis 1944”, Hamburger Edition 1995.

7 In der DVD-Beilage lautet der Titel zu Mascha Bruskinas Portrait: Die erste Erhän­gung in Minsk am 26.10.1941 – Bundes­ar­chiv, Bild 146/​72/​26/​43“.

8 en​.wiki​pedia​.org/​wiki/… (Über­set­zung TU & AF)

9 en​.wiki​pedia​.org/​wiki/… (Über­set­zung TU & AF)

10 Vernich­tungs­krieg, Verbre­chen der Wehr­macht 1941 bis 1944”, Hamburger Edition 1995 

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Infor­ma­tion 

Konzept und Text Tanya Ury 

Digi­tale Bear­bei­tung Ingolf Pink 

Deut­sche Über­set­zung Tanya Ury und Amin Farza­nefar 

Russi­sche Über­set­zung Marina Walther



Präsen­ta­tion


Grup­pen­aus­stel­lungen
 

2015 (19.4. – 1.11.) Tanya Ury präsen­tiert Имя говорит само за себя, nomen est omen 1 & 2, 2014: in Frauen in Krieg und Frieden, Frau­en­mu­seum Bonn (D)

Festi­vals usw. 

2017 (3.7.) Persön­li­ches State­ment von Tanya Ury über ihre Kunst­ar­beiten Who’s Boss, nomen est omen sowie zu Katy Deep­wells Publi­ka­tion n.paradoxa auf deren 20. Jubi­läum, auf einer Sonder­kon­fe­renz über Örtliche und Globale Dyna­miken in der Zeit­ge­nös­si­sche Kunst, an der Univer­sity of Midd­lesex, London (GB)


Publi­ka­tionen & Presse

Künstler Schriften & Publi­ka­tionen 

2015 (1) Veröf­fent­li­chung von Имя говорит само за себя – nomen est omen – all in a name, in der Ausgabe War“ Band 35, n.paradoxa, Inter­na­tional Femi­nist Art Journal, London (GB 

2015 (19.4. – 1.11.) Tanya Urys Arbeit Имя говорит само за себя, nomen est omen wird im Ausstel­lungs­ka­talog Frauen in Krieg und Frieden“ 154515, Geschichte, Doku­mente, zeit­ge­nös­si­sche Kunst“, Frau­en­mu­seum Bonn veröf­fent­licht (D) 

2017 (3.7.) Persön­li­ches State­ment von Tanya Ury über ihre Kunst­ar­beiten Who’s Boss, nomen est omen sowie zu Katy Deep­wells Publi­ka­tion n.paradoxa (GB) auf deren 20. Jubi­läum, online www​.ktpress​.co​.uk/conf… (GB) auf deren 20. Jubi­läum, online

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